FINO Lecture

Die FINO lectures bieten einmal im Monat Indepth-Analysen zu aktuellen Problem und Prozessen sowie Beiträge zu grundsätzlichen Fragen zum Bereich Islam und Naher Osten.

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Welche Zukunft hat der Staat im Nahen Osten? Der Arabische Frühling 2011/2012 hat die autoritäre Ordnung von Staatlichkeit im Nahen Osten massiv in Frage gestellt. Doch nur selten gelang wie in Tunesien und im Sudan eine gewisse Reform der staatlichen Ordnung. Die staatstragenden Eliten beharrten darauf, dass der Staat allein Nation und Volk repräsentiere. Eine autonome Zivilgesellschaft, der der Staat rechenschaftspflichtig ist, dürfe es nicht geben. Denn andernfalls drohe die Gefahr, dass die Masse gegen den Staat meutert und ihn so zu einem Krieg gegen die eigene Bevölkerung zwingt. In der Vorstellungswelt der Eliten muss der Staat als Leviathan die Masse daran hindern, zu einem sich selbstzerfleischenden Behemoth zu werden. Hierdurch rechtfertigte den Anspruch der Staatseliten auf eine weitgehende Restauration der Staatsmacht, die durch die Coronakrise an Bedeutung gewonnen hat. Doch wie sehen die Chancen aus, Leviathan durch eine zivilgesellschaftlich gefasste Res Publica zu bändigen? Leviathan ist ein biblisches, mythologisches Meeresungeheuer, vor dessen allmächtiger Gewalt jeglicher menschliche Widerstand sinnlos wird. In der absolutistischen Herrschaftsordnung von Thomas Hobbes (1588-1679) spielt der Staat eine ähnliche Rolle, der damit zum Gegenbegriff des durch das Landungeheuer Behemoth personifizierten Naturzustand der Menschen wird.
Das Verständnis des Koran und des Islam wird immer durch die Zeitumstände bestimmt. Die Bedeutung, die ihm in der Zeit seiner Entstehung (610-632) zugeschrieben wurde, unterscheidet sich grundlegend von jener, mit der Menschen in der Moderne ihn zu verstehen versuchen. In dieser Vorlesung wird gezeigt, wie sich die spätantike Deutung des Korans von der modernen Lesart unterscheidet. Der zweite Teil behandelt die historische Gestaltung der koranischen Offenbarungen, die sich in einem über 20 Jahre währenden Zeitraum ergeben hat. Das Charakteristikum als spätantike Sammlung bewirkt eine sehr eigenwillige Komposition des Texts, die auf Leser in der Moderne eher befremdlich wirkt. Doch die Projektion moderner Leseerfahrungen auf den Koran wird seinem Charakter als spätantiker Text in keiner Weise gerecht.
DER KORAN 1: Die Ordnung Das Verständnis des Koran und des Islams wird immer durch die Zeitumstände bestimmt. Die Bedeutung, die ihm in der Zeit seiner Entstehung (610-632) zugeschrieben wurde, unterscheidet sich grundlegend von jener, mit der Menschen in der Moderne ihn zu verstehen versuchen. In dieser Vorlesung wird gezeigt, wie sich die spätantike Deutung des Korans von der modernen Lesart unterscheidet. Im ersten Teil der Vorlesung geht es um die Rekonstruktion der Bedeutungswelten, die in der islamischen Frühzeit durch den Koran erzeugt und angesprochen wurden. Es wird gezeigt, dass der spätantike Koran weder als Gesetzesbuch noch als Regelungswerk für das Leben der Musliminnen und Muslime verstanden wurde, sondern als Pforte in eine transzendente Welt.
Die Explosion des Ammoniumnitrats im Hafen von Beirut am 4. August 2020 hat das kleine Land in der Levante zur Katastrophe werden lassen. Für die Einwohner von Beirut wirkte die Detonation als Bankrotterklärung der Regierung. Diese wird für die schon zuvor dramatische und nun zugespitzte Wirtschafts- und Versorgungskrise verantwortlich gemacht. Demonstranten fordern die Umkehr der Herrschaftsverhältnisse zugunsten der Zivilgesellschaft. Was sind die Hintergründe, wer sind die Akteure und wie könnte es weitergehen?
Die Terroranschläge des 11. Septembers und der Arabische Frühling 2011/2 markieren zwei Höhepunkte in einem Umbruchsprozess, der die politischen Landkarten, die sozialen Welten und die religiösen Ordnungen im Nahen und Mittleren Osten markant veränderten. Neue geopolitische Ordnungsvorstellungen entstanden, die sozialen Welten veränderten sich vor allem durch Emanzipationsprozess der Frauen und der Jugend, tiefgreifende Prozesse der Säkularisierung konkurrieren mit Veränderungen in den religiösen und konfessionellen Landschaften. Die Durchsetzung der Taliban und ihres 2. Emirats in Afghanistan soll als Gelegenheit für eine historische und systematische Rückschau auf die Transformationen genutzt werden, die das gewohnte Gesicht des Nahen und Mittleren Osten tiefgreifend verändert haben und weiterhin verändern.